The book  کتاب   Das Buch

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Der Titel des Buches 


Geben und Nehmen

bezieht sich auf ein Persisches Sprichwort

das sagt:

Was du mit einer Hand gibst,


wirst du mit der anderen empfangen.

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Empfehlung des Arztes,einem Hobby nachgehen.
Der Grund, dieses Buch zu schreiben,war meine Krankheit.

 

Mein Arzt hat mir empfohlen,ich solle einem Hobby nachgehen. Er war nicht nur mein Arzt, sondern auch ein Freund. Nachdem er mehrere Sachen erwähnte und ich keine Interesse zeigte, hat er mir gesagt, ich solle über alles, an was ich mich in meinem Leben erinnern kann, angefangen mit meiner Kindheit, schreiben.

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1311/2

Das Geburtsdatum:

Ich bin im Wallfahrtsort Ghom geboren

und weiß nicht genau,
an welchem Tag, in welchem Monat

und Jahr ich geboren bin.


Aus einigen Dokumenten geht hervor, dass ich am 01.07.1311
( 23.09.1932 ) geboren bin Wiederum andere Dokumente
weisen auf den 01.07.1313(23.09.1934) hin.

Das Statistikamt für Bevölkerungsschutz wurde durch das Parlament im Jahr 1297 (1918) beschlossen

und der erste Ausweis für ein Mädchen am 3. Dai 1297
(Ende 1918) ausgestellt.

In späteren Jahren habe ich mich einige Male erkundigt
wann ich geboren bin. Meine Mutter meinte, ich sei sechs Tage früher geboren als meine Kusine Fatemeh.
Also musste ich die Tante fragen.

Sie wusste auch nicht genau am welchem Tag,

aber sie konnte sich nur erinnern, dass während der Feiertage zum Geburtstag der Phr. Mohammad gewesen war.

Man hat die Geburtstage und Jahre nicht so wichtig genommen. Manche haben den Geburtstag in Koran

eingetragen und viele wiederum das Alter von Mädchen

zwei Jahre früher angegeben, damit sie früher

verheiratet werden konnten und bei Jungen

zwei Jahre jünger, damit die Jungen zwei Jahre später
zur Militärdienst gezogen wurden.

Ich musste also mein Geburtsjahr 1932 = 1311 annehmen
und dabei ist es bis heute geblieben.

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1311/3

Diese Erzählung

Diese Erzählung beruht nicht nur auf meinen eigenen Erinnerungen, sondern auch teilweise auf Erzählungen der Familie und den Verwandten. Es ist auch möglich, dass manche Geschichten, die Daten, Orte und sonstiges nicht ganz der Richtigkeit entsprechen. Ich habe das übernommen was ich in Erinnerung hatte oder was ich in Erfahrung bringen konnte. Im Laufe der Jahre meines Lebens wurde ich mit Fragen konfrontiert, die ich nicht beantworten wollte, weil ich mich zum Teil schämte und manchmal dachte die Antwort könne mir schaden. Eine von diesen Fragen war die Schulbildung. Darauf wusste ich nicht, was ich antworten sollte. Die Analphabeten haben keine Chancen in der Gesellschaft. Auch wenn man selbst ein bisschen lesen und schreiben gelernt hatte. Die Menschen werden dich nicht wahr nehmen, wenn sie wissen, dass du nichts gelernt hast. Das Mädchen, die ich liebte, wollte nicht meine Frau werden, weil ich in einem kleinen Geschäft, das Tag und Nacht meine Zuhause war, arbeitete und keine Schulbildung hatte. Man beurteilte dich nicht als Mensch sondern nach Titel, Aussehen und Reichtum. Als ich 12 oder 13 Jahre alt war, habe ich Nachricht bekommen, ich solle nach Ghom kommen. Diese Nachricht war für mich zunächst schwer zu begreifen. Ich wusste nicht, warum ich nach Hause kommen sollte. War mein Bruder mit meiner Arbeit nicht zufrieden? Aber als ich in die Nähe der Mauer unseres Hauses kam, und die Klageworte sowie die Koranlesung hören konnte, wusste ich, dass mein Vater tot war.

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Zur Geschichte

In den letzten 70 Jahren habe ich durch das Leben viele schöne, unschöne, traurige und schwere Zeiten erlebt die ich nie vergessen werde. Ich erzähle in meiner Geschichte (oder in diesem Hörbuch) aus meinen Erinnerungen und denen meiner Familie. Es ist das, was ich im Laufe der Jahre erlebt habe. Die musikalische Unterlegung in diesem Hörbuch sowie die Rhythmen und die Lieder sind Teile meiner eigenen Übungen. Es wurden aber auch viele Melodien, die ich bei Freunden oder in Studios aufgenommen habe, hierbei benutzt. Ich habe die Idee, meine Geschichte in verschiedenen Episoden zu erzählen. Den Verlauf des Lebens kann man mit der Weltkugel vergleichen, die viele Höhen und Tiefen hat: - die Meere, in denen man schwimmen muss, um nicht unterzugehen, - die Gebirge, die man erklettern muss, um sein Ziel zu erreichen ohne zu fallen, - die Wüsten, die man mit ihrer Hitze, ihren Stürmen, Dünen und Sandwirbeln durchqueren muss, ohne zu verdursten, - die wunderschönen Landschaften mit Blumen und Bäumen, die man betrachten, genießen und dabei träumen, sich erholen und wohlfühlen kann.

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Die Geschichte

Es war gegen fünf Uhr früh und ich konnte nicht mehr schlafen. Ganz leise stand ich auf, zog mich an und ging aus dem Hotel. Das Wetter war sehr angenehm und schön
Es war ein schönes, klares Wetter wie ich es noch nirgendwo erlebt hatte. Es waren kaum Leute und Autos zu sehen. Nur ein Müllwagen fuhr von Haus zu Haus und störte die Ruhe mit seiner eigenartigen Hupe, wenn er im Rückwärtsgang fuhr. Ich ging in Richtung Meer, auf die andere Seite der Straße, und betrachtete die Umgebung.
Wie üblich begann ich meine täglichen Gebete zu sprechen. Während meiner Gebete schaute ich auf das Meer und hörte dessen Rauschen.
Der Aufgang der Sonne in Hintergrund war ein Panorama, wie ich es noch nie gesehen hatte. Das Sonnenlicht auf dem Meer ergab eine wunderbare Farbe die ich nicht beschreiben kann.
Ich dankte Gott für alles, was er mir gegeben hatte, auch nach Hawai zu kommen. Ich dankte ihm, dass ich mit meiner Frau und meinem Sohn gesund, Tausende von Kilometern von zu Hause in Deutschland und Iran entfernt, hier sein durfte. Ich dankte ihm für das eigene Heim, das Wissen und die Erfahrungen die er mir geschenkt hatte. Ich dankte ihm für die Gefühle, die er mir schenkte, um meine Wege zu gehen
Ich ging am Meer entlang. Nach einer Weile sah ich einen älteren Mann, der am Meer saß. Als ich ganz nahe war, sagte er in einem sehr freundlichen Ton: ”Hallo”, und ich versuchte mit meinem schlechten Englisch ihm zu antworten. Ich sagte darauf: „Guten Morgen.“ Ich habe mich irgendwie gefreut, dass er mich begrüßte, obwohl er älter war als ich.
Er sagte: „Wir haben ein wunderbares Wetter.“
„Oh ja“, antwortete ich, „es ist wunderbar.“
Der Mann war sehr sympathisch und machte auf mich einen sehr guten Eindruck. Als er merkte, dass ich nicht gut Englisch sprach, betonte er die Wörter ganz deutlich mit seiner schönen Stimme, so dass ich ihn gut verstehen konnte.
Ich wollte gerne die Unterhaltung fortsetzen und überlegte wie. Da habe ich einfach gefragt: „Störe ich nicht?“
Daraufhin sagte er: „Oh nein, es ist schön sich mit jemandem zu unterhalten.“
Ich habe versucht, mich der englischen Wörter zu erinnern, um mit ihm zu reden, und sagte: „So ein Wetter und so ein Klima wie hier, habe ich noch nirgendwo anders erlebt. Ist das Wetter hier immer so?“
Er sagte: „Ich glaube schon, meine Frau und ich kommen seit einigen Jahren jeden Winter hierher. wir fühlen uns sehr wohl und das Wetter war immer so.“
Ich fragte: „Wo kommen sie her ? “ Er sagte:

„Wir kommen aus Kanada, und woher kommen Sie?
Als ich ihm sagte, dass wir aus Deutschland kommen, schaute er mich irgendwie als ob er es nicht glauben konnte.

Dann sagte er, „Ich habe gedacht sie sind Italiener oder Spanier

sie sehen nicht aus wie ein Deutscher“.
Ich fragte ihn: „Waren sie mal dort?“
Er schüttelte seinen Kopf sehr knapp und sagte: „Leider noch nicht, aber wir hoffen bald irgendwann auch nach Deutschland zu kommen. Für uns war es bisher zu weit und auch zu teuer, aber in letzter Zeit sind die Flüge nach Europa billiger geworden und wir haben auch mehr Zeit.“
Er schaute kurz auf seine Uhr und sagte: „Sie sind aber nicht Deutscher?“
Daraufhin sagte ich: „Sie haben Recht, ich bin in Iran geboren aber ich lebe seit vielen Jahren in Deutschland.“
Daraufhin sagte er spontan: „Sie sind bestimmt aus dem Iran nach Deutschland gekommen, um dort zu studieren, haben eine Frau kennengelernt, geheiratet und deshalb geblieben? Wir kennen einen Iraner in der Nachbarschaft, dem ist es so ergangen.“
Ich sagte: „Nein, nein, mein Leben ist nicht so einfach verlaufen.“
Er sah mich ganz aufmerksam an und ich merkte, dass er interessiert war zu erfahren, wie es mir ergangen ist. Mir blieb nichts Anderes übrig ihm etwas zu erzählen.
Ich fragte ihn: “Bin ich nicht lästig? Haben Sie noch Zeit?“
Er sagte: “Kein Problem, bis zum Frühstück ist noch viel Zeit, erzählen Sie!“

Kurz zusammenfassend erzählte ich ihm: „Meine Eltern haben mich mit 6 Jahren in die Maktab ( Koranschule ) geschickt. Mit 8 Jahren musste ich auch u.a. in der Obstplantage sowie im Lebensmittelgeschäft meiner Eltern (ein Tante Emma Laden) mithelfen.
Erst mit 9 Jahren hat man mich in der staatlichen Schule angemeldet. Aber da ich die Prüfung von der 1 Klasse nicht bestand, musste ich die Schule nach 6 Tagen wieder verlassen.
Mit 10 Jahren wurde ich nach Teheran geschickt um im Geschäft meines Bruders zu arbeiten. Mit dieser Arbeit wollte mein Bruder meine Eltern unterstützen, weil mein Vater krank wurde und nicht mehr arbeiten konnte.
Als ich 12 oder 13 Jahre alt war, habe ich die Nachricht bekommen, ich solle nach Ghom kommen. Vor dem Haus, durch hörte ich Klageworte. Da fühlte ich, dass mein Vater tot war.
In Ghom habe ich das Geschäft meines Vaters mit sehr wenigen Waren wiedereröffnet. Es sah weniger aus wie ein Geschäft, eher wie ein Laden für Kinder. Während dieser Zeit habe ich auch versucht lesen und schreiben zu lernen.
Nach vielen Rückschlägen in meiner Jugendzeit, wollte ich Schauspieler werden. Im Jahre 1958 bin ich als Mechaniker bei der Stadtverwaltung eingestellt worden.
1961 bin ich nach Deutschland gekommen um ein Praktikum bei der Firma KHD machen.“

Plötzlich meinte er: „Oh, sie könnten ja von jedem dieser Kapitel eine Geschichte schreiben.“
Er schaute wieder auf seine Uhr geschaut und sagte: „Ich muss jetzt leider gehen. Meine Frau wartet auf mich. Kommen sie morgen wieder hier her? Ich möchte gerne ein bisschen mehr von ihren Geschichten hören.“
Ich erwiderte: “Ja ich möchte solange wir hier sind, jeden Morgen am Strand spazieren gehen und auch laufen. Wenn es sie nicht langweilt, werde ich ihnen gerne mehr erzählen, dadurch kann ich auch meine englischen Sprachkenntnisse verbessern.“

wird folgen

 

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